Aschenputtel

Am Wochenende bittere Konfrontation mit der Realität. Ich in voller Pracht auf Video und Foto zu sehen. Ich konnte fast nicht hinschauen und war nur mit Abstrahieren beschäftigt. Um nicht richtig wahrzunehmen. Aber ich habe es trotzdem gesehen. Und ich habe auch die spontane Abneigung bemerkt, das Angewidertsein, die Scham.

Ich bin nicht anders zu nennen als dick. In meiner Vorstellung bin ich nur etwas rund, aber sicher nicht dick. Aber ich bin dick, eine dicke Frau. Gestern habe ich Tatort geschaut, da kam eine dicke Figur vor, und da habe ich realisiert, genau so dick bin ich auch, so sehe ich aus.

Was auch klar ist, ist dass ich es null angenommen habe, ich hasse mich in diesem Punkt. Klassische Pattsituation. Solange der Hass da ist, kann das Gewicht nicht gehen, und solange ich dick bin kann ich mich nicht lieben, also meinen Körper lieben.

Wenn ich das schreibe kommt mir in den Sinn, vielleicht doch, vielleicht kann ich meinen Körper einfach nur dafür lieben, dass er mein Körper ist und das alles mit mir mitmacht. Das geht. Aber anerkennen, dass das Gewicht notwendig ist, dass es mir das Leben gerettet hat, dass ich es offensichtlich immer noch brauche, das kann ich nicht.

Ich habe heute zwei Maria-Karten zu diesem Thema gezogen. Es kam Ehrlichkeit und Gesundheit. Die Karte Ehrlichkeit fordert mich dazu auf, mir meine wahren Gefühle bezüglich dieser Situation einzugestehen. Das genaue Hinschauen ist ein wesentlicher Aspekt bei der Heilung dieser Situation, steht da, und dass ich ein Recht habe auf diese Gefühle, sie sind weder richtig noch falsch.

Ich habe ein Recht auf diese Gefühle, das ist Balsam für mich. Denn genau das ist es, ich gestehe mir nicht jedes Gefühl zu, es darf nicht alles sein.

Welche Gefühle sind das?

Da ist Trauer, ich bin so traurig, dass ich so aussehe, da ist Scham, ich schäme mich für mein Gewicht, da ist Ekel, ich ekle mich vor mir, da ist Abscheu angesichts des Fetts, da ist auch Ausgegrenztsein, Anderssein, ein Versager sein, diejenige, die es nicht schafft. Alle anderen sind normal, nur ich bin dick. Warum bin gerade ich dick? Warum ich?

Das führt mich zur nächsten Frage: Wozu brauche ich immer noch das Gewicht?

Da kommt sofort: es erlaubt mir mittelmäßig zu sein, denn sonst würde der Perfektionsdiktator von mir verlangen übermenschlich zu sein.

Wenn ich dünn wäre, dann hätte ich unendlich viel Energie, ich würde liebend gerne aufräumen, ich würde mich mit allen verbunden fühlen und von vielen Menschen umgeben sein, mit denen ich gut umgehen kann, ich wäre eine geduldige, fürsorgliche und immer leistungsbereite Mutter, usw. usw. Die Superlative wollen gar nicht aufhören. Dies alles erwarte ich eigentlich von mir und das Gewicht ist da um mich zu retten. Es ist meine Ausrede.

Andererseits ist es aber auch so, dass wenn das Gewicht nicht wäre und all das wäre dann nicht so, dann hätte ich auch keinen Grund warum ich nicht gut genug sein kann, dann wäre ich konfrontiert mit der mir innewohnenden Mangelhaftigkeit, die sich durch nichts mehr erklären lässt.

Und dann ist da auch eine so starke Sehnsucht nach Beweglichkeit, Leichtigkeit, Schönheit, alles vertreten durch das Dünnsein.

Ich frage den Teil, der das Dicksein nicht akzeptieren kann. Was brauchst du von mir?

Ich brauche die Bereitschaft die volle Wahrheit zu sehen, genau so wie sie ist. Ich schütze dich nur, weil du es nicht sehen willst.

Was will ich nicht sehen?

Dass es so ist wie es ist, dass das Gewicht kein Makel ist, kein Dreck am Boden, dass nur mal weggesaugt werden müsste, sondern eine essentielle Notwendigkeit ohne die du noch nicht zurechtkommst, sonst wäre es nicht so.

Ja, das stimmt, das kann ich nicht annehmen, das treibt mir die Tränen in die Augen, wenn es so wäre dann wäre ich tief verletzt worden. Natürlich von meinen Eltern.

Und wenn das so wäre, was wäre dann?

Dann muss ich zugeben, dass sie einen Zugang zu mir gehabt haben, einen Schlüssel zu mir, dass sie mir offensichtlich mal so nahe standen, dass sie mich überhaupt so verletzen konnten.

Ja, und wenn das so wäre, was dann?

Dann wäre ich ganz schön dumm gewesen, solchen Leuten zu erlauben mir nahe zu sein.

Und wenn es so wäre, was dann?

Dann kann ich Menschen nicht einschätzen, dann kann ich mich nicht schützen, dann habe ich kein Urteilsvermögen.

Und dann?

Dann bin ich schutzlos ausgeliefert.

Und dann?

Dann vertraue ich Menschen die mir schaden und werde verletzt und vernichtet ohne Schuld.

Und dann?

Dann ist die Welt ein ungerechter Ort und es gibt keine Regel, nichts auf das man sich verlassen kann um sich zu schützen.

Ja, ich verstehe. Kannst du akzeptieren, dass wir als Menschen alle unseren ersten Bezugspersonen blind vertrauen?

Ja, das kann ich.

Kannst du akzeptieren dass das auch für dich gilt, dass du gar keine andere Option hattest?

Ja, das kann ich.

Kannst du dann sehen, dass es nicht dein Fehler war, dass sie dich so verletzt haben, sondern dass du gar keine Wahl hattest?

Ja.

Kannst du weiter sehen, dass dein Überlebensprogramm, zu dem auch das Gewicht gehört, dich zuverlässig und konsequent gerettet hat?

Ja, das kann ich.

Kannst du sehen, dass das Gewicht nicht dein Feind ist, niemals dein Feind war, sondern dein Freund, dein Helfer, dein Verbündeter?

Ja, das kann ich, es macht mich stark und schützt mich vor Verletzungen, es panzert mich, damit ich den Schwingungen der anderen nicht schutzlos ausgeliefert bin, es macht mich dicht, so dass die Energie der anderen an mir abprallt, es macht mich unempfindlich, so dass ich nicht so viel mitbekomme, weder von der Außenwelt noch von mir. Es wärmt mich auch, so dass ich niemanden brauche. Es macht mich schwer, so dass ich zur Ruhe komme.

Ja, ich die Dicke, helfe dir, so wie du mich lässt. Solange kein reifer Teil das Kommando innehat, muss ich helfen, es geht nicht anders.

Gefällt es dir denn hier? Willst du hier sein?

Ja, ich fühle mich ganz wohl.

Gehörst du hierher? Muss ich so sein?

Nein, nicht grundsätzlich, nur im Augenblick.

Das heißt, dein Platz ist grundsätzlich wo?

In dir, nicht auf dir.

Oh. Und wärest du lieber in mir als auf mir?

Na klar, auf dir zu sein ist ganz schön anstrengend, und außerdem stehe ich dann außerhalb.

Was brauchst du denn um reinzukommen?

Ich brauche Liebe, viel, viel Liebe und Vertrauen. Das ist die Priorität, dass ist die Lernaufgabe, die Liebe, stell dir die Frage viel öfter, verbinde dich mit der Liebe, mit dem Göttlichen wann immer es dir einfällt, in jeder noch so belanglosen Situation, auch wenn es ums Essen geht. Die Liebe führt in dir ein Schattendasein, das musst du akzeptieren, ein absolutes Aschenputtel ist die Liebe. Du lässt sie die Drecksarbeit machen, wenn du sie brauchst und sonst verbannst du sie in den Kamin. Du versprichst ihr alles mögliche wenn es dir gerade passt und dann denkst du nicht daran es einzulösen. Du nimmst sie immer noch nicht durchgehend ernst, du erkennst ihre überragende Wichtigkeit nicht ganz an, du hast noch Vorbehalte, du glaubst, du kannst es schnell abarbeiten und zum nächsten Schritt übergehen. Aber ich lasse mich nicht täuschen, ich bin das Klarste in dir, und nur in ein vollständig offenes Herz werde ich einziehen. Ob du das nun glaubst oder nicht, ob du das annehmen kannst oder nicht, es ist so, ganz egal was du davon hältst.

Das war jetzt deutlich, danke dafür, das braucht Zeit um zu sinken.

Der rote Faden

Ich werde mit Bällen beworfen und fühle mich verpflichtet sie alle einzusammeln. Doch es wird immer nebliger und dichter um mich, und innerlich dampft es hoch. So geht es nicht, das ist klar.

Es ist eine Entscheidung notwendig, aber ich kann sie nicht treffen. Ich weiß nicht wofür.

Was befürchtest du wenn du dich dafür entscheidest?

Dass ich überfordert werde, dass ich wieder eigentlich nicht hin will aber es nur mache, weil ich zugesagt habe.

Und was befürchtest du wenn du dich dagegen entscheidest?

Dass ich es mir zu leicht mache, und den leichten Weg gehe. Und das ist verboten.

Warum? Oder anders. Wenn du wirklich den leichten Weg gehen würdest, was wäre dann?

Das darf nicht sein.

Oh. Aber meine Frage war, wenn, was wäre dann, und nicht ob das sein darf oder nicht.

Das wäre ja unverschämt leicht, dann wäre das Leben ja mühelos, das erfolgreiche Leben mühelos, das darf nicht sein.

Auf dieses darf nicht sein bestehst du ja, oder? Darf das niemand oder nur sie?

Nur sie.

Warum?

Weil sie nicht mehr sein darf als ihre Eltern. Ihre Eltern mühen sich herum und sind nicht erfolgreich, da darf sie doch nicht erfolgreich sein auf mühelose Art.

Und wenn sie es wäre, was wäre dann?

Dann wäre das Leben nicht mehr schwer.

Gibt es denn irgendeinen echten Grund, warum sie nicht mühelos leben darf?

Nein. Es ist nur in der Welt aus der sie kommt undenkbar. Alles dort war schwer, alles mit unglaublicher Anstrengung verbunden, in ihrem Leben, in der ganzen Familie, in der Familiengeschichte und im diktatorischen politischen System. Leicht gab es nicht. Leicht war keine Option. Leicht war infolgedessen verpönt, eine gesamtgesellschaftliche Schutzreaktion. Jeder Atemzug kostete Anstrengung und alles musste überwacht und kontrolliert werden, Fehler hatten fatale Folgen.

Puh, ich kann die Schwere spüren, die Tonnen, die mich belasten, das Gewicht ist eine Manifestation davon, das ist glasklar, erst im September habe ich bei der Familienrekonstruktion die Frage gestellt: Kommt die Last, die mich so niederdrückt aus meiner Familie? Eine Teilantwort habe ich da bekommen, aber jetzt sehe ich das ganze Bild.

So, nun steht es mir frei mich dagegen zu entscheiden. Und dafür?

Das ist noch belastet, von der Angst vor Überforderung, und vor dieser furchtbaren Zeit, die ich dann habe, mit Übergeben, Panikattacken usw.

Es ist dann auch einfach so, da gibt es nichts zu hinterfragen.

Was sagt mir das was ich nicht will über das was ich will? Das habe ich aus einem Video von Teal Swan, fand das eine sehr interessante Frage, gerade in meinem Fall des chronischen Nichtwissens.

Ich will diese Zustände nicht, die sind überfordernd, als würde ich mich selbst zwingen, knechten und vergewaltigen. Was will ich dann?

Ich will mich nicht knechten, zwingen und übergehen. Ja, das ist es, ich will nur den Schritt machen der mir möglich ist, mit Rücksicht auf mich, auf das was ist.

Wenn ich mehr von mir verlange, als ich geben kann, ohne in die Überforderung zu kommen, dann mache ich das was ich soll, das schon, aber ich bleibe im System, ich bleibe im Modus des Zwangs, in dem ich mein Leben lang schon stecke.

Die ganze Gesellschaft, spätestens seit Beginn der Schulzeit lehrt uns mit Hartnäckigkeit nur eins: wir sollen das machen was verlangt wird, und wenn wir es nicht können, dann sollen wir gefälligst lernen uns besser zusammenzureißen und besser zu übergehen. Und die, die es immer noch nicht können, waren gestern die Versager und bekommen heute Drogen im Kindesalter um die nötige Leistung zu erbringen. Wer die Kraft nicht aufbringt sich ordentlich zu übergehen, dem wird mit Mitteln geholfen, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Und so viele denken sich rein gar nichts dabei.

Wäre ich heute ein Kind, würde ich das sicher nicht bekommen, denn ich habe das ganz famos hinbekommen mich zu übergehen.

Sicher verlangt die Ausbildung sehr viele Praktikumsstunden, aber entweder es ist mir möglich sie auf eine mühelose Art abzuleisten, oder ich leiste sie gar nicht. So fühlt es sich gut an.

Das ist ja ein verwegener Entschluss, aber goldrichtig. Entweder es geht auf eine mühelose Art oder gar nicht, ich will nicht noch mehr Zwang und Aushalten und Durchhalten in meinem Leben. Das hatte ich zuhauf und es hat mich nirgendwo hingebracht, noch nicht einmal beruflich.

Das ist so ähnlich wie damals, als ich in Männerdingen beschlossen habe, entweder ich finde einen, der mich wundervoll findet genau so wie ich bin, oder ich will keinen. Auf eine Beziehung in der ich das Gefühl habe nicht richtig zu sein und mich ständig dazu anhalten muss dieses von mir Verlangte zu tun, will ich nie wieder haben. Eigentlich habe ich damals genau diesen Entschluss schon getroffen, entweder es geht leicht und mühelos, oder gar nicht.

Aber natürlich, dass mir das jetzt erst auffällt. Das ist der rote Faden, darum geht es bei mir, das ist meine Lernaufgabe. Mühelosigkeit und Leichtigkeit in allen Bereichen und allen Facetten.

Der richtige Weg für mich ist leicht. Organisch und mühelos. Aus Leidenschaft. Aus Freude und Lust. Ohne Durchhalten. Ohne Aushalten. Ohne Zwang.

Ich darf der Mühelosigkeit vertrauen, sie will mich nicht einlullen und in den Stillstand führen, wie das Herkunftssystem es glaubt, nein, im Gegenteil, für mich ist sie die reine Expansion, meine Richtung, meine Lebensaufgabe, mein roter Faden.

Und da wir gerade dabei sind, die letzten Tage bin ich schon der Leidenschaft gefolgt und habe mir diese Tasche genäht. Alles ganz mühelos. Weil mir das Spaß macht.

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Wolken voll Traurigkeit

In mir ist Weinen. Ein nach innen gerichtetes Weinen. Als würde mein innerer Körper weinen. Ich spüre das im Kopf und in der Brust.

Ich bin bei dir. Wir können da hinein tauchen wenn du willst.

Ja, ich will.

Es fließt nach unten, als würde ich innerlich davon schmelzen. Es rollt sich auch vertikal ein. Nach unten und nach innen. Es kommt eine Welle extremer Müdigkeit, dann Tränen, dann krampft der Magen. Druck im Kopf, dann wieder Tränen.

Alles in mir wird flüssig, als wäre ein See in mir, und dieser See ist aus Traurigkeit, unendlich viel Traurigkeit.

Habe ich dieses Gefühl früher schon mal gefühlt?

Ich sehe Szenen aus meinen Zwanzigern, als ich im Nachtleben exzessiv das Leben gesucht habe, aber darunter eigentlich tief traurig war. Ich spüre dieses tiefe Gefühl von damals, und auch dass es damals zu bedrohlich war, es durfte nicht sein.

Habe ich das früher schon mal gefühlt?

Ich sehe meine Großeltern, sie sind voller Trauer, es ist als hätte ich ihre Trauer übernommen. Ich mache ein kleines Ritual und gebe ihnen die Trauer zurück. Das berührt mich sehr.

Habe ich das noch früher schon mal gefühlt?

Ich sehe den Jungen aus dem Kindergarten, der damals beim großen Erdbeben gestorben ist, ich sehe in seine ernsten Augen, damals konnte ich nicht trauern, alles war zu bedrohlich, ich war ganz alleine damit, wie ich immer emotional völlig verlassen war, jetzt kann ich das, der Damm ist gebrochen, die Tränen fließen nur so. Das tut gut.

Es klart auf innerlich, es wird heller und wärmer, die Wolken der Traurigkeit haben für den Moment alles abgeregnet.

Ich bin bei dir, egal was passiert

Unterwegs zum samstäglichen Einkauf. Spannung, Unruhe, der Laden in dem ich einkaufe ist umgezogen, die Parkplatzsituation hat sich verschlechtert. Das ist der Auslöser.

Ich nehme mich an die Hand und bin bei mir, lass mich nicht alleine, es hilft, die Unruhe ist zwar noch da, aber sie überwältigt mich nicht mehr. Ich brauche zur Zeit einen konstanten Beistand, jedesmal wenn ich mich erinnere nehme ich mich an die Hand. Das scheint das Einzige zu sein wonach die verlorenen Teile in mir verlangen. Sobald die Hand da ist, können sie sich daran ganz fest halten und das Leben wird lebbar. Das ist schon mal was.

Ich habe keinen Parkplatz gefunden, ich laufe mit den schweren Tüten den ganzen Weg zum Auto. Wut ist da.

Das ist schlimm für dich oder?

Ja! Es sollte nicht so schwer sein.

Was sollte nicht so schwer sein?

Alles, das Leben.

Oh, das ganze Leben also, kannst du es genauer sagen?

Es sollte nicht so schwer sein den Tag ohne Strafe zu überstehen, es sollte nicht so schwer sein sich sicher zu fühlen, es sollte nicht so schwer sein sich richtig zu fühlen, es sollte nicht so schwer sein verstanden und gesehen zu werden. Es sollte nicht so schwer sein unterstützt zu werden. Es sollte nicht so schwer sein gehalten zu werden.

Oh mein Gott, du hast absolut recht, es sollte nicht so schwer sein. Und es war schwer für dich?

Nicht nur schwer, sondern unerreichbar. Ich habe mich angestrengt, alles gegeben, alles ausgehalten, und es war umsonst, es war nie soweit, es ist nie eingetroffen, die Sicherheit, die Unterstützung, die Liebe, das Richtig-Sein.

Ich breite meine Armen aus und umarme dieses Kind. Das alles braucht sie noch und nur durch mich kann sie es bekommen. Ich muss auch nicht perfekt sein, es reicht darauf ausgerichtet und bereit zu sein.

Ich komme mir den Einkäufen nach Hause. Es sieht aus hier, ich versuche alles einzuräumen während alle anderen in die Küche kommen, sich was zu essen machen, herumbröseln und alles stehen lassen. Wut ist da. Große Wut.

Das ist so gemein, so unglaublich gemein, ungerecht.

Was ist ungerecht?

Dass ich nicht zähle, dass mir niemand hilft, dass es allen völlig egal ist wie ich mich fühle.

Hast du das Gefühl früher schon mal gefühlt?

Ich sehe mein ganzes Leben rückwärts vorbeiziehen, das war immer da, in dieses Gefühl bin ich hineingeboren. Ich zähle nicht, meine Gefühle und Wünsche zählen nicht, solange sie mit den Wünschen und Vorstellungen der anderen kollidieren.

Ich sehe mich als Baby weinen, meine Mutter voller Panik hat nur eins im Sinn, ich soll endlich aufhören, sie erträgt es nicht, was ich habe interessiert sie nicht wirklich, nur unter dem Aspekt ob es ihr hilft mich zum Schweigen zu bringen.

Ich sehen mich als 2,5jährige bei meinen Großeltern, dort hatten mich meine Eltern für rund sechs Monate abgeladen, weil meine Mutter arbeiten wollte. Am Wochenende kam sie immer, sie ging jeden Sonntag wenn ich schon schlief, ohne sich zu verabschieden, und versicherte mir immer, ich könne ruhig schlafen, sie würde nicht gehen. Sie hat mich eiskalt immer angelogen, damit sie es nicht aushalten muss, dass ich weine wenn sie geht. Meine Oma erzählt es gern als lustige Anekdote, dass ich montags beim Aufwachen gern gesagt habe: Schau mal an, diese ausgefuchste Mutter hat mich schon wieder reingelegt (versuche das sinngemäß zu übersetzen).

Ja, hier geht es um meine Mutter, alles was sie nicht ertragen konnte, und das war viel, durfte es bei mir nicht geben. Kein Leistungsturnen weil meine Mutter Angst hatte, dauernd tausend Klamotten, weil meine Mutter fror, das Essen, dass meine Mutter für richtig hielt wurde mir reingestopft.

Und dabei fühle ich ganz deutlich, das was ich mitgenommen habe geht weit darüber hinaus, dass ich nicht so sein darf wie ich bin. So wie ich bin, bin ich böse, ich tue etwas Schlechtes indem ich meinen Vorlieben und Bedürfnissen folge, denn es ist schlecht so zu sein. Genau das war es. So habe ich mich ein Leben lang gefühlt.

Und du, die das so ungerecht findest, du Wut, du warst und bist schon immer auf meiner Seite, du hast mir geholfen, dass sie mich nicht völlig auslöschen konnte, du hast die Fahne hochgehalten für alle Teile, die nicht erwünscht waren und hast tapfer und ausdauernd dieses Gefühl der himmelschreienden Ungerechtigkeit verursacht, weil es eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist! Ich verstehe das endlich, ich danke dir sehr dafür.

Das alles wurde mir gezeigt, hat sich offenbart einfach nur weil ich mich nicht verlassen habe.

Wir sind alle verlassen worden, man hat uns mit uns allein gelassen, zu einer Zeit, als wir allein nicht überlebensfähig waren. Weil aber Leben viel tut um zu leben, haben wir uns abgespalten um die tödliche Überwältigung nicht zu spüren.

Wieviel Hoffnung und Zuversicht das doch in sich trägt! Obwohl das Leben weiß, was diese Abspaltung langfristig für Konsequenzen hat, entscheidet es sich trotzdem dafür, weil es offensichtlich der Meinung ist, dass es geheilt werden kann. Sonst würde es keinen Sinn ergeben. Das Leben will nicht dass wir vor uns hin vegetieren.

Deswegen schickt es uns Situationen, die diese Anteile heilen sollen. Denn sie können nur geheilt werden, wenn das Gefühl mit Beistand gefühlt wird. Der Beistand ist hier essentiell. Alleine und verlassen fühlen hat keinen Wert. Heilsam ist es nur, wenn jemand da ist der uns begleitet, was auch immer kommt. Der uns nicht verlässt. Und nichts von uns will. Und uns nicht anders haben will.

Das Leben will das wir das können. Uns beizustehen komme was wolle, bei uns zu bleiben ohne uns ändern oder verbessern zu wollen, bis wir gelernt haben uns bedingungslos zu lieben. Bedinungslose Liebe ist bedingungsloser Beistand ohne Erwartungen. Ich bin bei dir, egal was passiert.

Das ist es was alle Kinder brauchen.

Mit Kompass im Puzzleteilchenberg

Was nährt mich? Habe ich gerade bei Comfortqueen gelesen. Wieder Druck, ich weiß es nicht, immer noch nicht. Vor einigen Tagen habe ich versucht ebenfalls so eine Liste zu erstellen, aber mit fällt original nichts ein.

Entweder ich weiß es nicht oder ich bemerke es nicht, das bleibt noch herauszufinden. Wahrscheinlich etwas von beidem.

Noch mehr Nichtwissen. Dabei bin ich heute wieder sehr am schwinden und drehen. Ich merke, ich kann keine Entscheidung treffen, nicht die allerkleinste, unter anderem weil ich vorher schon wissen möchte, dass ich richtig liege.

Auch das gehört zu der Vermeidung von Verpflichtung und Einsatz. Dabei verpflichte ich mich der Nichtverpflichtung. Und nicht entscheiden ist auch eine Entscheidung. Wie ich es drehe, ich komme da nicht raus. Entweder entscheiden die Muster oder ich. Aber entschieden wird sowieso.

Jetzt ist Zeit fürs Ballett. Ich hadere mal wieder. Will unbedingt hin und will überhaupt nicht hin, nie mehr. Ich lasse mal alle Teile sprechen. Es ist das einzig Verbindende was mir einfällt.

  • Ich will hin weil es zu der To-do-Liste gehört
  • Ich will hin um fit zu bleiben
  • Ich will hin weil es gut tut
  • Ich will nicht hin, weil ich nirgendwo hin will

Du, die nirgendwo hin will, was brauchst du damit du mitkommen kannst? ‚Du musst mir versprechen, dass du mich nicht alleine lässt und dass du nicht über mich drüber gehst, dass ich aufhören darf wenn ich nicht mehr kann.‘ Ok, das verspreche ich.

..

Zurück. Es war gut, hat einfach gut getan, Ballett ist eine Ressource, ist vielleicht etwas was ich auf meine Liste schreiben kann, aber nur, wenn ich nicht einfach weitermache, koste es was es wolle. Ich musste mich heute viele Male erinnern, dass ich auch die Option habe weniger zu machen um mich immer noch gut zu fühlen, das ging auch, trotzdem ist da ein Kritiker, der meint, so wird das nichts, das war ja gar nichts, so mit halber Kraft. Aber dem geht es um Trainingsergebnisse, nicht um das Wohlfühlen.

Ich bin seit zwei Tagen total offen, verletzbar, sofort am Weinen, ich fühle ganz intensiv, dadurch wird mir ständig Neues bewusst. Ein Teil zweifelt schon wieder, ob es nicht zu viele Erkenntnisse und Einsichten sind, ob ich das überhaupt verarbeiten kann. Doch sie kommen einfach, das wird schon seine Richtigkeit haben, die Quelle, die sie mir schickt ist unendlich viel weiser als irgendein Teil von mir.

Was befürchtest du? ‚Ich habe Angst, dass sie das nicht mehr ordentlich sortieren kann und alles durcheinanderbringt und wieder vergisst.‘

Oh, ich verstehe dich, was brauchst du denn? ‚Wenn sie alles aufschreibt kann sie es später nochmal lesen, wenn sie es vergessen hat.‘ Geht klar, das mache ich eh.

Was ich nämlich in aller Klarheit fühlen kann ist, dass meine Bedürfnisse gar nicht erst auftauchen sollen, sie müssen sich verstecken, besonders wenn ich Termine habe. Das gilt auch für noch so freiwillige Termine.

So habe ich vorhin gedacht, oh heute mag ich gar keinen Smoothie, macht nichts (weil der Spinat nicht so lange frisch bleibt), vielleicht mag ich ihn morgen. Sofort kam dann: ‚Nein, das geht nicht, da habe ich Praktikum, da kann ich mir keinen Smoothie machen.‘

Aha. Ich muss um 12 Uhr los. Jede Menge Zeit eigentlich. Aber nein, es ist undenkbar. Baden, Yoga, egal was ich mir vorstelle was ich für mich tun könnte, geht nicht. Und ich habe nicht die allergeringste Ahnung wieso. Das Gefühl sagt ganz deutlich nein.

Ok, warum kann sie sich keinen Smoothie machen?

Kann sie schon, das Machen ist kein Problem, aber es hat keinen Wert für sie.

Warum?

Weil sie ihn nicht genießen kann.

Warum?

Weil sie nicht entspannen kann.

Warum?

Weil sie einen Termin hat. Solange sie noch irgendwo hin muss oder noch etwas Unverschiebbares machen muss, kann sie nicht entspannen.

Wenn sie es täte was wäre dann? Ohne die Antwort abzuwarten kommen Bilder, ich sehe mich entspannt in der Badewanne liegen, dann mit dieser Entspanntheit das Haus verlassen. Das geht, dann kommt das nein. Aha, dann wäre sie bei dem Termin vielleicht auch entspannt?

Ja, das darf nicht sein.

Wie soll sie denn sein?

Auf der Hut, in Hab-Acht -Stellung.

Weil?

Weil sie vielleicht blitzschnell reagieren muss, sich verteidigen muss, um ihr Leben kämpfen muss.

Muss sie wirklich wenn sie zu einer Informationsveranstaltung geht, zum Praktikum oder mit den Kindern zum Eislaufen, muss sie da um ihr Leben kämpfen?

Nein, nicht wirklich, aber es fühlt sich so an. Leute waren all die Jahre die allerhöchste Gefahr. Es war wichtig die höchste Stufe der Alarmbereitschaft aufrechtzuerhalten.

Ja, das verstehe ich gut, das war absolut notwendig und du hast es auch zuverlässig und beständig gemacht, ich danke dir dass du so gut aufgepasst hast. Was brauchst du von mir?

Ich brauche deine Präsenz, du musst bei mir bleiben und mich beruhigen wenn ich wieder hochfahre, mir aufzeigen, dass keine Gefahr besteht, von alleine kann ich das (noch) nicht sehen.

Oh, wow, danke für diese Information, das mache ich.

Der Weg wird immer konkreter, all diese Teile, die in ihrer jeweiligen Zeit hängengeblieben sind und das immergleiche Programm abspulen müssen einzeln gefunden, eingesammelt, verstanden, getröstet und beruhigt werden, damit sie, wenn sie das bekommen haben, was sie seit Jahrzehnten vermissen sich zur Ruhe setzen können.

Und der Kompass durch diesen Haufen Puzzleteilchen sind die Gefühle. Sie zeigen sofort an, wenn ein Teilchen zum Finden bereitsteht. Nur dann kann es gefunden werden. Deswegen bereiten manche Sachen, die seit Jahren funktionieren, auf einmal Probleme, weil die Puzzleteilchen nun gefunden werden können. Nicht weil alles immer schlimmer wird und ich gar nicht lebensfähig bin.

Die Problematik, die sich jetzt zeigt, bestand schon sehr lange, nur war sie komplett weggedrückt, weil das Funktionieren Priorität hatte. Nun bröckelt diese Priorität immer mehr, also können all die überschminkten Wunden sichtbar werden.

Und noch etwas. Ich brauche gar nicht mehr zu wissen als das was gerade ist. Denn alles entfaltet sich auf vollkommene Art und Weise und immer für uns, nicht gegen uns. Das Leben liebt uns alle.

Missing Link

Ich fühle mich ausgewrugen, von allen Seiten gequetscht.

Die Arbeit von gestern wirkt noch sehr nach, und dann ist im Außen etwas passiert, was genau das triggert, was ich am meisten fürchte, die Reaktionen der Anderen. Allein zu schreiben, dass ich die Reaktionen der Anderen am meisten fürchte, treibt mir die Tränen in die Augen, ich hatte immer ein Überlebensprogramm das sagte: Was die Anderen denken ist egal. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich die Anderen am meisten fürchte.

Ich stelle mir den Wecker und fühle. Wann habe ich dieses Gefühl früher schon mal gefühlt? Es kommt ein Bild, ich sitze im Buss in Bonn, dort sind wir als erstes gewesen in Deutschland, ich fühle mich genau so wie jetzt, traurig, verwirrt, nicht wissend, gequetscht und esse ein Mars dagegen an.

Wann habe ich dieses Gefühl noch früher schon mal gefühlt? Ich sehe mich im Kindergarten, ich sitze stumm da und verweigere alles, ich spreche nicht, esse nicht, mache nichts. Da habe ich mich also auch so gefühlt, da gehe ich in die totale Abschottung, die anderen sind ja da.

Wann habe ich das noch früher schon mal gefühlt? Ich sehe mich als Krabbelkind auf dem Boden sitzen, lauter Beine um mich rum, totale Verwirrung was die alle von mir wollen, wie ich da wieder rauskomme, ich fühle etwas, ich kann es kaum beschreiben, ich bleibe dabei, jetzt weiß ich es, ich fühle mich allein, getrennt, ich bin allein, niemand ist auf meiner Seite, ich gehöre zu niemandem.

Was für ein vertrautes Gefühl, und doch so unbekannt. Ich bin allein. Niemand ist auf meiner Seite. Ich gehöre zu niemandem.

Ich gehe zu diesem Kind auf dem Boden, setzte mich zu ihm und biete ihm meine Arme an. Es krabbelt zu mir und kuschelt sich in meine Arme, während ihm stumme große Tränen über die Wangen fließen.

Das ist noch ein Zahnrädchen, ein bisher fehlendes Zahnrädchen. ‚Ich bin allein‘ greift in das Zahnrädchen ‚Das ist überwältigend, allein kann ich nicht überleben‘, geht dann über zu ‚Wenn ich den Anforderungen genüge, gehöre ich dazu‘, dass wiederum verbindet sich mit ‚Ich kann niemals die Anforderungen erfüllen, denn ich kann nicht perfekt sein, nichts weniger als das wird von mir verlangt‘, und dann wird das nächste Rädchen in Gang gesetzt, ‚Wenn ich es nicht schaffe droht Unheil, Verderben und Tod‘, dann ‚alle sind gegen mich und warten auf meinen Fehler, Menschen sind gefährlich‘ und schließlich ‚am Besten ich habe mit niemandem etwas zu tun, dann kann ich dem vielleicht entkommen, allein bin ich sowieso, die anderen sind gefährlicher als das Alleinsein‘

Alles passt zusammen wie geölt, das ist das Zusammenspiel. Ich bin ganz geplättet.

Ein Grundgefühl des Alleinseins, dass ein Kind nicht ertragen kann, dann der Versuch sich die Verbindung über die herrschenden Spielregeln zu holen, besonders brutale, meine Therapeutin nennt sie Nazi-Spielregeln, die Anforderungen sind nicht zu schaffen, es wird nur auf eine Gelegenheit zur Bestrafung gewartet, und die kommt automatisch. Als Folge Angst vor der ganzen Menschheit, automatische, prophylaktische Angst, weil angenommen wird, dass alle nach genau den gleichen Spielregeln spielen.

Ich bin froh, unter Tränen froh, dass ich dieses dunkle Loch endlich fühlen kann, mit selbst dabei beistehen kann.

Auf einmal kommt ein Bild, ein Licht, es gab zwei Menschen in meiner Kindheit, die mein Licht waren, bei ihnen galten diese Regeln nicht. Das ist der Grund warum ich in einem sehr kleinen Rahmen einzelnen Menschen vertrauen kann, wenn ich sie sehr, sehr gut kenne und weiß, dass sie mich nicht ändern wollen, dass sie alles an mir akzeptieren.

Dieser kleine Teil, der sich verbinden kann, der eine Bindung eingehen kann ist heil. Aber der große Rest von mir, vermeidet Bindung, scheut Verbindung, will keine Verpflichtung.

Oh mein Gott, die Groschen fallen heute aber heftig. Natürlich, keine Verpflichtung, keine Bindung, das Muster verselbstständigt sich und nimmt in unterschiedlichen Bereichen verschiedene Formen an.

Die Vorgaben sind fast unerreichbar, entweder ich schaffe sie nicht und muss Vernichtung fürchten oder ich schaffe sie unter Aufbietung all meiner Kräfte, mit den allerletzten Energiereserven. Das schwappt über auf alles. Also einfach keine Aufgaben übernehmen, dann bin ich auf der sicheren Seite, oder wenn es doch irgendwie sein muss, dann innerlich distanziert bleiben, dann brauchen mich Vorgaben und deren Erfüllung nicht zu interessieren.

Selbst wenn ich äußerlich Verantwortung übernehme, dann übernehme ich nicht wirklich die Verantwortung.

Also, ich mache das äußerlich, ich vollziehe die Handlung, aber ich bleibe gefühlsmäßig draußen. Bin nicht involviert. Versuche mich in die Gleichgültigkeit zu retten. Ist mir egal wie es wird, im Zweifel habe ich damit nichts mehr zu tun, mich trennen von Dingen und auch Menschen fällt mir leicht, das kann ich gut.

Schon Termine sind unerträglich. Unangenehm weil es eine Verpflichtung ist zu einer bestimmten Zeit irgendwo zu sein. Vorgabe ist: nicht zu spät kommen, nicht verpassen, dort das absolut Richtige tun. Sonst Vernichtung.

Genau so wie Hausarbeit. Das perfekt saubere und perfekt eingerichtete Haus, mit dem perfekten Garten ist nicht erreichbar, also geht es mich innerlich nichts an. Wenn ich anfange das Ziel anzuvisieren, spüre ich schon die totale Überforderung, das würde mich die letzte Kraft kosten und wäre doch unerreichbar. Also fühle ich mich dafür nicht verantwortlich, ich bin gefühlsmäßig nicht involviert. Ich dachte es liegt am Haus, aber nein, es liegt daran, dass ich eine solche Bindung (noch) nicht eingehen kann. Dazu müsste es erlaubt sein die Stroh zu Gold Vorgaben fallen zu lassen.

Noch undenkbar. Natürlich weiß ich das kopfmäßig, aber mein Gefühl hält daran fest. Es will nichts anderes als in Ordnung akzeptieren als das Ideale, Perfekte, Makellose. Alles andere ist bäh. Also ist so ziemlich alles bäh in meinem Leben, den nichts entspricht diesen Anforderungen.

Ich lebe auf fast allen Ebenen im Provisorium, immer bereit zu gehen, immer mit gepackten Koffern. Mein Mann und meine Kinder sind da ausgenommen. Mein Mann ist unter anderem deswegen mein Mann, weil er durch seine Art diese Problematik nicht antriggert. Und inzwischen kenne ich ihn so gut, dass er über diese Grenze gehen durfte, an ihn habe ich mich gebunden, und an meine Kinder auch. Die Perfektions-Anforderungen gelten für sie nicht.

Ich kann das fühlen, den Unterschied. Das Gebundensein. Das ist schön und ich bin sehr froh darüber, es gibt einen heilen Teil in mir. Es ist möglich.

Es fallen mir noch jede menge Bereiche ein, in denen dieses Uhrwerk tickt. Beruf: verschiedene Ausbildungen, Studium, aber keine Entscheidung für einen Beruf.

Wenn Beruf, am liebsten etwas ohne andere Menschen, das ist sicherer, aber so langweilt mich das total.

Von Menschen geht die Gefahr aus. Eine Welt ohne Menschen ist sicher. Und warum? Ich muss das für mich ein paar Mal wiederholen weil es so wichtig ist.

Weil ich alleine bin und niemand auf meiner Seite ist, weil alle Menschen nur darauf warten, dass ich die Vorgaben nicht erfülle um mich zu vernichten, weil die Vorgaben so schwer bis gar nicht zu erfüllen sind, dass ich, sollte ich es schaffen, dabei völlig aufgebraucht bin, drohe vor Erschöpfung zu sterben. Denn ich weiß es gibt keine Gnade, niemand wird mich erlösen, einfach nur weil ich nicht mehr kann, ich muss weitermachen bis ich zusammenbreche oder zugebe dass ich es nicht schaffe und brav meine Bestrafung ertrage.

In dieser Welt gibt es keine Liebe. Das tut gut es aufzuschreiben, immer und immer wieder. Es wird für mich jedes Mal ein wenig klarer.

Und ich merke auch, dass ich in dieser Welt nicht leben will, nicht leben muss. Ich habe auch eine andere Welt kennengelernt. Ich kann wählen, aber nur vorausgesetzt ich bemerke es. Und ich weiß was überhaupt los ist. Das war bis heute nicht der Fall. Klar kenne ich im Prinzip alle Teilchen, aber das Gesamtbild wollte trotzdem nicht entstehen.

Bis ich das Alleinsein fühlen konnte, dieses erbärmliche, bedrohliche Alleinsein, dessen Vermeidung alles weitere in Gang setzte. Das Alleinsein war das Missing Link. Danke, dass es sich gezeigt hat.

Perfektion oder Stroh zu Gold spinnen

Heute in der Therapie wollte ich mit dem Anteil sprechen, der nicht abnehmen will. Sofort kam der Widerstand, Magenkrampf, Druck im Kopf, Schwindel, das System war dagegen.

Also gingen wir mit dem Widerstand. Dieser wollte schon gar nicht wahrhaben, dass das Gewicht irgendeinen Sinn haben könnte, weil das der Vorgabe widerspricht, dass ich perfekt sein soll. Die Perfektion ist das höchste Ziel, und es zählt nicht dass es nicht möglich ist. Ich bin diejenige, die Stroh zu Gold spinnen soll.

Dabei gebe ich mir richtig viel Mühe, halte an dem Gedanken fest, dass das möglich ist, auch wenn ich es noch nie geschafft habe und mich deswegen als ein ewiger Zweiter fühle. Bemüht aber nicht gut genug, gibt sich Mühe, aber schafft es einfach nicht in Ordnung zu sein.

In diesem System gibt es keinen Platz für mich an dem ich sein kann. In manchen Systemen kann etwas getan werden um die Vorgabe zu erfüllen, und auch wenn das die totale Selbstaufgabe bedeutet, so ist das doch wenigstens erreichbar.

In meinem System ist die Vorgabe per se schon unerreichbar, weil eben niemand Stroh zu Gold spinnen kann. Der Satz, der mir die Tränen in die Augen treibt, weil er genau meine Realität wiedergibt ist: ‚Nur perfekt darf ich leben‘.

Ich kann es nicht erreichen, ich kann aber auch nicht aufgeben es zu erreichen, weil das die Vernichtung bedeutet, bedeutete damals. Das System verlangt von mir ständige Anstrengung es zu erreichen.

Der Blick, die Augen durch die ich angeschaut wurde ist: ‚Das reicht nicht, du musst dich mehr anstrengen, so bist du nicht ok.‘ Und dabei gab es niemals einen Ok-Punkt, ganz egal was ich gemacht habe.

In diese Welt bin ich hineingeboren und diese Welt wirkt immer noch in mir, kopfmäßig weiß ich dass das nicht alles ist, dass es auch noch eine andere Welt gibt, nur das Gefühl fehlt noch, die Erfahrung.

Dass die Welt noch stark ist in mir, merke ich daran, dass ich nicht einmal heute aufgeben kann, es ist mir nicht möglich zu sagen: ‚Ich kann das Stroh nicht zu Gold spinnen, das ist mir nicht möglich‘, ‚Ich kann nicht perfekt sein, das ist nicht möglich‘

Da melden sich sofort die Stimmen: ‚Nicht aufgeben, nicht aufgeben, du musst es versuchen, noch mehr versuchen, noch intensiver, noch konzentrierter‘

Das ist die unterste Wurzel des Systems, zumindest bis heute, das hält alles zusammen, die Angst vor Fehlern jeglicher Art, die mich sogar zum Brechen bringt, die Scham vor Herausstellung positiver Art, weil ich das nicht als möglich erlebt habe als Kind, und deswegen das Gefühl habe zu betrügen, der ständige Vergleich mit anderen, und wenn ich nicht die Perfekteste bin, dann die bekannte Trauer, Enttäuschung und Resignation: ‚da gehöre ich hin, an zweiter Stelle, ich bin nicht in Ordnung, so ist es eben, da kann man nichts machen‘

Und das schlimmste, ganz tief, ohne dass ich es bis heute zugeben konnte, vergleiche ich meine Kinder und messe sie an diesem Perfektionsanspruch. Sofort kommt Scham dafür, aber eine befreiende Scham, weil ich es endlich sehen kann. Und merke dass es falsch ist, dass dieser Vergleich meinen Kindern nicht gerecht wird. An meinen Kindern kann ich fühlen, dass diese Welt falsch ist, brutal, erbarmungslos und kalt. Dass meine Kinder Stroh zu Gold spinnen sollen, dass will ich ihnen nicht mitgeben.

Über meine Kinder als Brücke kann ich auch für mich Mitgefühl empfinden, ich habe das einfach mitbekommen, ich hatte keine Wahl.

Und genau darüber, meint meine Therapeutin, über die Scham den Kindern gegenüber kann das Tor aufgehen zur anderen Welt. Weil ich fühlen kann, dass es falsch ist, muss ich eine Ahnung haben von etwas Anderem.

Heute ist es noch nicht so weit. Ich kann nicht in die andere Welt, noch nicht mal für einen kurzen Blick. Ich kann aber dem Perfektionsgriff, der mich fest umklammert hält in die Augen schauen und ihn als falsch erkennen, und das ist schon eine ganze Menge. Und ich habe unendlich viel Mitgefühl mit mir, das ist auch eine ganze Menge.

Ich bin sehr dankbar, ich habe heute etwas sehr Wichtiges über mich gelernt, einen ganz großen Schatten ins Licht geholt.

Mir fällt etwas ein. Wenn es um das Wort ‚perfekt‘ geht, es offensichtlich so viel Macht hat, es so wichtig ist es zu sein, dann könnte ich schauen ob ich die Macht des Wortes nutzen kann um die Wände aufzubrechen. Ich frage: ‚Ist es möglich zu sagen, dass du genau so wie du bist, heute in diesem Moment absolut perfekt bist?‘

Ja, ja, ja das kann ich sagen, in diesem Moment bin ich perfekt genau so wie ich bin. Ich kann es sagen, hurra, ich kann durch diese Augen schauen, die Augen der Liebe.

Ich und Ich

Ich höre eine Stimme in mir, die sagt: ‚Ich will nicht abnehmen!‘

Danke, dass du dich zeigst, ich nehme dich in Liebe an, ich freue mich endlich mit dir sprechen zu können. Was brauchst du von mir?

‚Fürsorge und Sicherheit. Kümmern, im Kümmern bist du nicht so gut.‘

Ja, da hast du wohl recht. Und wie soll das konkret aussehen?

‚Bei mir sein, viel mehr bei mir sein, mich nicht alleine lassen.‘

Und das Gewicht gibt dir Sicherheit?

‚Ja, es ist da, es ist schwer und ich kann es spüren, es ist immer da. Wenn nichts und niemand da ist bekomme ich Panik. Dass ich verschwinde oder ausgelöscht werde oder schrecklich leide weil ich auf mich allein gestellt bin und das nicht kann. Es schützt mich dann. Ich kann mich aus allem rausziehen, muss nirgendwo mitmachen, kann entfliehen.‘

Und das reicht? Bei dir sein?

‚Du tust ja so als wäre das kinderleicht, wenn das so wäre würdest du es tun. Nein, es ist einfach, aber nicht leicht. Du weißt doch wie schnell du weg bist, und mich ohne Liebe, ohne Begleitung, ohne Gefühl, ohne Stimme, ohne Sinne zurücklässt. Je mehr du bei mir sein wirst, desto weniger werde ich das Gewicht brauchen. Wisse, wenn du die Stimme deines Körpers nicht wahrnehmen kannst, dann geht es mir nicht gut, dann bin ich allein, dann hast du mich verloren, dann wende dich zuerst mir zu, dann allem anderen. Mache es zur höchsten Priorität in Verbindung zu bleiben, das ist alles was du tun kannst. Alles andere wird dir gezeigt werden. Der Weg breitet sich von alleine aus.‘

Wer bist du?

‚Ich bin das was lebt. Nur wenn ich es will, wirst du abnehmen, nur wenn ich ohne das Gewicht auskomme, nur wenn ich dann weiterleben kann in Sicherheit. Das Gewicht beschützt mich noch. Höre auf mich, ich sage dir alles was du wissen musst und wissen willst.‘

Wenn du das bist, was lebt, wieso brauchst du Sicherheit, von mir oder von dem Gewicht? Das verstehe ich noch nicht.

‚Weil ich hier auf dieser Welt von dir abhängig bin, ich wirke nur durch dich, du hast die Macht über mich, du kannst mich verleugnen, verstecken, nicht auf mich hören, das ist deine Entscheidung.

Aber der Körper will doch das Gewicht loswerden.

‚Der Körper schon, aber ich stehe über ihm. Wenn ich nicht will, dann kannst du sein Rufen nicht hören. Zum Beispiel immer dann, wenn du weiter isst, obwohl es klar ist, dass es genug ist.‘

Ok, ich verstehe. Wow, ich bin jetzt baff. Irgendwie auch traurig und enttäuscht. So als würde ich alles falsch machen.

‚Freuen kannst du dich, freuen weil du mich hören kannst. Ich zeige dir den Weg, mit mir zusammen ist alles leicht, alles selbstverständlich, alles gut. Freuen kannst du dich. Kannst du mir vertrauen?‘

Ja.

Kuck mal, wer da spricht!

Gleich in der Früh sprach der Körper zu mir. Er will einen grünen Smoothie. Da ich das Nötige nicht hatte, ging ich in den Laden um Spinat zu kaufen.

Normalerweise ist die Tatsache, dass ich die nötigen Zutaten nicht da habe, fast immer ein Grund es wieder sein zu lassen. Nur wegen Spinat losfahren, das lohnt sich nicht.

Doch, es gibt nichts was sich mehr lohnen würde. Im Gemüseladen dann die Artischocke. Vor zwei Tagen hat sie mich angelacht, da habe ich die nicht mitgenommen. Zu viel Anderes zu kochen wegen der Geburtstage, keine Zeit um mir eine Artischocke zu kochen. Heute habe ich sie eingepackt und sie kocht schon für das Mittagessen. Mit Vinaigrette, mhm, ich freue mich.

Zwischendurch hatte ich Hunger und was wollte der Körper Essen? Selleriestange mit Hummus. Ganz eindeutig. Ich muss ihn nur fragen, dann hält er mit seiner Antwort nicht vorm Berg. Nur dass ich sie meistens nicht haben will.

Wenn ich nicht diese Verpflichtung eigegangen wäre, hätte sich wie üblich: Sellerie, never, den esse ich nicht roh. Ich habe ihn immer da, weil ich ihn in die Suppen mit reingebe, aber roh, ne.

Doch ich habe versprochen auf den Körper zu hören, also habe ich ihn probiert. Und was soll ich sagen, es schmeckte köstlich, wirklich. Ich habe das in meinem Leben schon öfter gegessen, ich kann mich nicht erinnern dass es jemals köstlich geschmeckt hätte. Aber vielleicht wollte der Körper das früher nicht haben.

Überhaupt, DAS Essen gibt es nicht, es ist alles eine Momentaufnahme, was heute super gut tut, ist morgen schon belastend und umgekehrt. Der Körper weiß den Weg, ich bin beeindruckt.

Mit dem Konzept des Summens wie ich es bisher kennengelernt habe, konnte ich so gut wie nichts anfangen. Oft wusste ich was ich essen will und oft nicht, aber viel öfter wollte ich es nicht wissen. Und wenn eine Unklarheit bestand, dann konnte ich sie nicht klären. Mir vorstellen wie sich das anfühlt, das ist für mich nicht der richtige Weg. Einfach fragen und bereit sein zu folgen. Das ist für mich gut. Warum auch immer.

Nun ja, irgendwann, da war ich gar nicht satt, da schrie der Körper förmlich STOPP. Mehrmals und ganz laut, weil ich nicht aufhören wollte. Als ich endlich zugeben konnte, dass ich nicht aufhören will, obwohl der Körper genug hat, da konnte ich mich dem Teil zuwenden, der einfach mehr wollte, weil es grad so schön war. Bei ihm zu sein, mich zu verbinden hat ausgereicht, ich konnte aufhören.

Ich fühle mich immer noch leicht, obwohl satt.

Etwas später wartete ich auf meinen Mann, der mich an der Werkstatt abholen wollte, da sprach mein Körper, ich soll ihm doch entgegengehen. Ich folgte und es war schön und erfrischend.

Zuhause nahm ich mir gedankenlos ein Stück Schokolade, es fiel mir gerade noch ein zu fragen. Die Antwort war, ist ok, das kann ich vertragen. Es wurde mir klar, dass der Körper das ausgleichen kann, er es aber nicht braucht, es ist für ihn nicht nährend.

Gerade habe ich Yin Yoga gemacht. So schön. Mein Körper wollte das. Ich mache das selten, zu wenig Power. Ich verstehe, dass ich noch sehr oft nach einer Vorgabe handle und nicht zu meinem höchsten Wohl.

Das höchste Wohl kann nicht gegen den Körper sein, nur für ihn. Alles Gute kann nur aus der Liebe kommen, aus der Freude. Die Liebe zum Körper, die Freude am Pflegen und Sorgen für ihn, die Freude an der Bewegung führen mich auf den richtigen Weg.

Vorgaben sind Strafen und führen in den Mangel, auch in sportlicher Hinsicht, das ist für mich bisher sehr schwer zu verstehen gewesen. Da ich aus dem Leistungssport komme, ist es so fest verankert, dass ich beim Training über meine Grenzen gehen MUSS, sonst ist es kein gscheites Training. Aber gerade hier ist ein Paradigmenwechsel nötig.

Denn nur wenn ich in der Freude bleibe, kann es von Dauer sein. Freude verlangt im Schneeballsystem nach mehr Freude, also nach mehr Handlungen, die aus der Freude kommen. Und wenn Gutes, also Bewegung und nährendes Essen und andere nährende Handlungen aus der Freude kommen, dann kann die Freude wachsen und wachsen.

Wenn ich über meine Grenzen gehe, also wenn ich mich zwingen muss und dazu anhalten muss, dann kann es nicht mehr gut sein, dann ist die Freude futsch.

Ein Muss ist für mich kontraproduktiv, und irgendwie glaube ich nicht mehr an das liebevolle Muss, ich glaube ein Muss kann per se nicht liebevoll sein. Vielleicht kann man ein unabwendbares Muss so liebevoll wie möglich gestalten, das schon, aber wenn keine Notwendigkeit besteht, so wie beim Essen oder Sport oder überhaupt bei allem was frei wählbar ist, da hat ein Muss nichts zu suchen, da macht nur eine Handlung Sinn, die aus der Liebe entspringt und mit Freude ausgeführt wird. Für mich zumindest.

Besser ein winzigster Schritt mit Freude als ein riesiger Schritt mit Zwang.

Ich gehe gleich schlafen, ich fühle mich gut, nichts drückt und zwickt, der Körper hat gut auf mich aufgepasst.

Morgen mache ich weiter. Das ist zu spannend.

Spieglein, Spieglein

Zuhause habe ich fast nur Spiegel, die unverschämt dünn wiedergeben. Das war mir bisher gar nicht so klar. Woanders schaue ich auch selten in den Spiegel, zuhause oft und gern. Manchmal wenn ich an einem fremden Spiegel vorbeigehe stutze ich kurz, habe meistens keine Zeit dem näher nachzugehen.

Heute habe ich für den Geburtstag meines Sohnes Eclairs gebacken. Ich war mir so unsicher, wann der Teig nun fertig ist, und da man den Backofen nicht währenddessen aufmachen darf habe ich mich auf dem Boden vor den Ofen gesetzt um das zu beobachten.

Und dabei sah ich mich. In der Backofentür die spiegelt. Schock. Ich sehe so anders aus als ich dachte, aber ich habe endlich so ausgesehen wie ich mich fühle. Die ganze Last, die ich den ganzen Tag mit mir herumschleppe, wurde sichtbar, greifbar. Kein Moment zum Wegschauen. Hinschauen, da ist es das ganze Fett. Da ist sie, die ganze Schwere, da ist es, was dich ständig behindert, belastet.

Während ich mich so voller Neugier weiter betrachtete, mich anders hinkniete, von rechts und von links, von hinten und gebeugt, konnte ich das ganze Mitgefühl fühlen, dass ich für mich habe, so geht es mir, so ging es mir fast mein ganzes Leben, der geschundene, auseinandergegangene, schwere Körper spiegelt mir das in aller Klarheit.

Sanftheit und Verständnis stellen sich ein, ich kann nicht erwarten, dass mein Körper den ganzen Tag fit durch die Gegend hüpft, das kann er in seiner jetzigen Verfassung gar nicht leisten, er braucht so viel Kraft allein um sich zu bewegen.

Jetzt kann ich es wieder deutlich wahrnehmen, die Fetthülle, der Fettanzug, der mich beschwert. Ich kann spüren wie mein Körper ächzt unter der Last. Ich möchte mich mir ihm unterhalten.

Hallo Fett, danke, dass du dich gezeigt hast, dass ich dich heute in aller Deutlichkeit sehen konnte. Danke dass du mich gerettet hast. In nehme dich in Liebe an, jetzt in diesem Moment gehörst du zu mir. Wie geht es dir? Was brauchst du von mir?

‚Ich will nicht hier sein, ich würde gerne gehen.‘

Aber?

‚Aber du lässt mich nicht. Du hältst an mir fest.‘

Weißt du denn wieso?

‚Ja, du hast Angst vor deiner vollen Kraft. Du musst dich fragen, ob du dich vollständig dafür entscheiden willst das zu sein, was du bist.‘

Und was ist das?

‚Das weiß ich doch nicht, das weiß niemand, das wird sich zeigen.‘

Heißt das, dass ich mich bisher nicht vollständig dafür entschieden habe?

‚Nein. Hast du nicht. Du zögerst. Ein Tag ja, ein Tag nein, dir fehlt noch das Vertrauen.‘

Kannst du mir ein Beispiel geben?

‚Ok, ob obwohl du es schon weißt, aber ich sage es dir trotzdem. Heute, hast du etwas gegessen, was du nicht wirklich wolltest, weil du Hunger hattest und dir nichts anderes machen wolltest. Oder, du gehst nicht raus obwohl du Bewegung brauchst usw. du magst das Kleinigkeiten nennen, aber derlei Kleinigkeiten summieren sich. Es ist eine Entscheidung nötig, die Entscheidung hundert Prozent für dich zu gehen, für die Liebe. Du missachtest dich immer noch viele, viele Male am Tag.‘

Ja, du hast Recht.

‚Wie stand es in der Meditation? Vergeude niemals Zeit dir einzureden, du hättest keine Zeit und du wärst viel zu beschäftigt.

Jetzt höre ich den Körper sprechen, er hat etwas dazu zu sagen. Ich höre dich, lieber Körper, danke dass du mir helfen willst, was möchtest du mir sagen?

‚Merkst du nicht wie sehr ich leide? Ich ächze und stöhne. All die Symptome zeigen dir das massive Ungleichgewicht.‘

Doch ich merke es, lieber Körper, auch wenn ich es oft ausblende. Was brauchst du von mir? Wie kann ich dir helfen?

‚Höre auch mich. Hör mir zu, und mache es dann auch. Du verstehst mich zwar, aber du machst es trotzdem nicht, alles bleibt virtuell, gedanklich, unmanifestiert. Meine dringende Bitte an dich ist, bringe es in die Welt. Mache es. Mache es. Ich kann es nicht genug betonen. Das ganze Wissen und Spüren nützt rein gar nichts, wenn du nicht dementsprechend handelst. Wie oft wolltest du eigentlich rausgehen, und wie oft hast du es denn tatsächlich gemacht?‘

Fast nie.

‚Genau. Das ist der Punkt. oder wie oft weißt du, dass du etwas anderes zu essen  brauchst und machst es dir nicht?‘

Oft.

‚Darum geht es. Zu oft. Fast nie ist auch zu oft. Du bist deine Priorität, anders geht es nicht, besonders da du in der Lernphase bist, braucht es viel mehr Aufmerksamkeit.‘

Ok, ich werde darauf achten. Es erst beobachten und schauen welches Ausmaß das hat. Das wird meine Verpflichtung mir selbst gegenüber für morgen. Ich freue mich.